Schmecke den Unterschied
Von Mareike Hasenbeck
Pils gilt immer noch als beliebtester Bierstil der Deutschen. Der Marktanteil liegt bei mehr als 50 Prozent. Wahrscheinlich ist es die duftende Hopfennote, der frische und spritzige Antrunk oder die leicht bittere Note, die Pils zu einem dauerhaften Genusserlebnis macht. Doch auf den bekannten deutschen Pilssorten lastet ein Vorurteil: Alle Sorten sollen gleich schmecken und sich weder im Duft noch im Geschmack unterscheiden. Aber das stimmt so nicht.
Zwar weichen die Premium Pilsener optisch kaum voneinander ab und sind auch in Sachen Alkoholgehalt sowie Stammwürze nahezu identisch. Aber in Bukett und Geschmack sind Differenzierungen in Bezug auf Aromatik, Hopfen- und Malznoten sowie bei stiltypischer Herbe zum Teil deutlich erkennbar und voneinander abgrenzbar.
Fazit: jedes Pils besitzt einen eigenständigen Charakter.
Der nachstehende Test umfasst acht der bekanntesten deutschen Pilssorten. Die Biere wurden aus einer professionellen Verkaufsstelle sowie mit langem und nahezu übereinstimmenden Haltbarkeitsdatum ausgewählt, was zu einer relativen Vergleichbarkeit durch identische Lagerung führen dürfte. Alle getesteten Biere kamen aus handelsüblichen Flaschen. Die Verkostung verlief unabhängig und objektiv über eine primär sensorische Beurteilung - ganz ohne jegliche Wertung. Die Biere wurden bei acht bis zehn Grad Trinktemperatur degustiert und aus jeweils einer frisch ausgespülten Pilstulpe probiert. Die Beurteilung der Optik erfolgte in einem separaten Glas.
Bitburger Premium Pils
- Alkoholgehalt: 4,8 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, sahnig und stabil
- Farbe: strohgelb
- Trübung: glanzklar
Duft: würzige, blumige und präsente Hopfenblume
Geschmack: feine Kräuternuancen, zart grasig, angenehme Würzigkeit, präsente Hopfennote, ausbalanciert
Mundgefühl: frisch-herbes Aroma, ausgewogene, sanfte Kohlensäure, zarter Bitterton
Finish/Nachtrunk: langanhaltende, harmonische, feine Herbe
Beschreibung: In einem glänzenden Strohgelb präsentiert sich das Pils im Glas, ein schneeweißer, stabiler Schaum sitzt oben auf. Im Duft zeigt sich eine präsente Hopfenblume mit würzigen und blumigen Noten. Eine ausgewogene Kohlensäure sowie feine Kräuternuancen, eine angenehme Würzigkeit und ein zart grasiges Aroma sorgen für einen frischen Trinkgenuss mit einer langanhaltenden, aber feinen Herbe.
Krombacher Pils
- Alkoholgehalt: 4,8 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, stabil
- Farbe: golden
- Trübung: klar
Duft: zart würzige Note, leichter Malzcharakter
Geschmack: feinherb, würzig, anklingende Malznote
Mundgefühl: moderate Kohlensäure
Finish/Nachtrunk: zurückhaltende Bittere
Beschreibung: In einem klaren Goldton präsentiert sich das Pils im Glas, getoppt von einem schneeweißen, stabilen Schaum. In die Nase strömt eine zart würzige Note mit einem gewissen Malzcharakter. Auf der Zunge präsentieren sich würzige und feinherbe Noten mit einem malzigen Touch. Die Kohlensäure ist moderate und die stiltypische Herbe eher zurückhaltend.
Veltins Pilsener
- Alkoholgehalt: 4,8 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, stabil
- Farbe: strohgelb
- Trübung: glanzfein
Duft: leichte Kräuternote, leicht grasig, etwas blumig, zitroniger Anklang
Geschmack: fruchtige Noten von rotem Apfel, leichte Kräutertöne, dezente Malzigkeit
Mundgefühl: weich, schlanker Körper, moderate Kohlensäure
Finish/Nachtrunk: harmonisch, sanfte, kaum wahrnehmbare Herbe
Beschreibung: In einem glänzenden Strohgelb präsentiert sich das Pils im Glas, ein schneeweißer, stabiler Schaum sitzt oben auf. Im Geruch zeigen sich leichte Kräuternoten, ein Anklang von Zitrone sowie leicht grasige und blumige Hopfenaromen. Im Geschmack dringt eine fruchtige Note von rotem Apfel durch, die sich mit leichten Kräutertönen und einer gewissen Malzigkeit harmonisch verbindet. Das Pils ist schlank und besitzt eine sanfte Herbe.
Beck‘s Pils
- Alkoholgehalt: 4,9 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, stabil
- Farbe: hellgold
- Trübung: klar
Duft: würzig, präsente Johannisbeernote
Geschmack: würzig-grasig, leichte Säure, Johannisbeere, zarter Malzton
Mundgefühl: spritzig, erfrischend
Finish/Nachtrunk: zurückhaltende Herbe, kurzer Nachgeschmack
Beschreibung: In einem klaren Hellgold präsentiert sich das Pils im Glas. Eine stabile Schaumkrone zeigt ein strahlendes Weiß. Der Geruch dominiert durch würzige Aromen und eine präsente Johannisbeernote. Auf der Zunge ist das Bier spritzig-erfrischend. Im Geschmack legt es eine leichte Säure sowie würzig-grasige Hopfentöne, zarte Malz- und Johannisbeernoten vor. Die Herbe hält sich eher zurück.
Jever Pilsener
- Alkoholgehalt: 4,9 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, stabil
- Farbe: golden
- Trübung: glanzklar
Duft: würzig-grasig
Geschmack: würzig, leichte Kräuteraromen, präsenter Hopfengeschmack
Mundgefühl: erfrischend
Finish/Nachtrunk: präsente Herbe, trocken, langanhaltend
Beschreibung: In einem glänzenden Goldton präsentiert sich das Pils im Glas, das von einer schneeweißen, stabilen Schaumkrone bedeckt ist. Der Duft kennzeichnet sich durch würzig-grasige Hopfennoten. Auf der Zunge zeigt sich das Pils erfrischend mit würzigen und leichten Kräuteraromen sowie einer präsenten Herbe und einem langanhaltenden, trockenen Nachhall.
Radeberger Pilsner
- Alkoholgehalt: 4,8 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, sahnig, stabil
- Farbe: kräftiger Goldton
- Trübung: klar
Duft: zart floral, Wiesenkräuter, malziger Anklang
Geschmack: deutlicher Malzton, leichte Hopfennote
Mundgefühl: schlank, mäßige Kohlensäure, erfrischend
Finish/Nachtrunk: mild ausgeprägte Bittere, ausbalanciert
Beschreibung: In einem klaren, kräftigen Goldton präsentiert sich das Pils im Glas, bedeckt von einem schneeweißen, stabilen Schaum. Das Pils duftet zart floral, nach Wiesenkräutern mit malzigem Anklang. Im Geschmack präsentiert sich wiederum ein gewisser Malzton und eine zurückhaltende Hopfennote. Die Herbe ist dezent ausgeprägt und im Gesamtbild ausbalanciert.
Warsteiner Pils
- Alkoholgehalt: 4,8 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, cremig, stabil
- Farbe: strohgelb
- Trübung: klar
Duft: blumig, zart würzige Note, gewisser Malzcharakter
Geschmack: lieblich, blumig, geringe Hopfennote, Malzcharakter
Mundgefühl: sehr schlank, moderater Körper, wenig Kohlensäure
Finish/Nachtrunk: milde Herbe, wenig Nachhall
Beschreibung: In einem klaren Strohgelb präsentiert sich das Pils im Glas, ein schneeweißer, stabiler Schaum sitzt oben auf. Im Duft zeigt sich eine blumige und zart würzige Note sowie ein gewisser Malzcharakter. Im Geschmack eher lieblich malzig und floral mit geringer Hopfennote, wenig Kohlensäure und milder Herbe.
König Pilsener
- Alkoholgehalt: 4,9 Prozent
Verkostungsnotizen:
Optik:
- Schaum: schneeweiß, feinporig, stabil
- Farbe: strohgelb
- Trübung: klar
Duft: zurückhaltende Hopfenblume, zart würzig, leichte Waldhonignote
Geschmack: zurückhaltende Hopfennote, Malzigkeit im Vordergrund
Mundgefühl: schlanker Körper, dezente Kohlensäure
Finish/Nachtrunk: zurückhaltende Bittere, sanft im Abgang
Beschreibung: In einem klaren Strohgelb präsentiert sich das Pils im Glas. Die Schaumkrone offenbart sich schneeweiß und stabil. Im Duft zeigt sich eine eher zurückhaltende, zart würzige Hopfenblume sowie eine leichte Waldhonignote. Auf der Zunge hält sich die Hopfigkeit dezent im Hintergrund. Das Bier präsentiert sich schlank mit wenig Herb und minimalem Honiganklang.
Zur Autorin:
Mareike Hasenbeck ist Biersommelière, staatlich geprüfte Sensorikerin für Bier und Jury-Mitglied bei nationalen sowie internationalen Bier-Awards. Seit mehr als sechs Jahren betreibt die Münchnerin das deutsche Craft-Bierblog feinerhopfen.com und schreibt als freie Journalistin für Medien wie das Meininger’s Craft Magazin, Focus, Playboy, Lust auf Genuss etc. – im Oktober 2017 wurde sie als beste Bierjournalistin im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet.
Was sagen Sie dazu?
Backhaus Gerd 07.08.2020
Ich trinke seit 38 Jahren hauptsächlich Bitburger Flaschenbier. Aktuell
schmeckt mir Bitburger nicht mehr. Es ist extrem bitter im Geschmack.
Die Hopfennote ist viel zu stark. Dafür ist von Malz oder minimalem Honigklang überhaupt nichts zu schmecken.
Ich habe es wie immer im Angebot gekauft. Liegt es vielleicht dran?
Sollte der Geschmack zu bleiben werde ich kein Bitburger Flaschenbier mehr trinken. LG Gerd B.
Friedrich Wilhelm Schulz 03.02.2021
Ich trinke seit 45 Jahren Bitburger Pils, immer öfter muss ich leider feststellen,
dass mir dieses Bier nicht schmeckt. Es ist von Kiste zu Kiste verschieden.
Ich schaue mir das Haltbarkeitsdatum an und kaufe beim nächsten Mal einen
Kasten mit anderem Haltbarkeitsdatum. Einmal habe ich sogar einen Kasten
ausgekippt. Schade, aber es war nicht trinkbar. Nun kaufe ich nur noch Sixpaks
und merke mir das Verfallsdatum. Früher war die Qualität durchgehend und
besser, sorry!
Sabine von Bitburger 04.02.2021
Guten Morgen Friedrich Wilhelm, das tut mir sehr leid zu hören. Ich stelle hier gerne den Kontakt zu unserem Reklamationsservice her und melde mich bei Dir per Mail. Ich hoffe, wir können das ändern. Lieben Gruß aus der Eifel. Sabine von Bitburger.