Wandern in der Grünen Hölle
Mystische Felsenwelten erleben
Die Temperaturen steigen, die Natur beginnt zu erblühen, warme Sonnenstrahlen vertreiben die letzten Winterwolken vom Himmel – keine Frage, der Frühling ist da. Es ist die Zeit des Jahres, in der es uns magisch ins Freie zieht und wir es kaum mehr erwarten können, dass überall bunte Blumen aus dem Boden sprießen. Wir haben für euch die Wanderschuhe geschnürt und nehmen euch mit auf eine Tour durch die Grüne Hölle. Und nein, wir meinen nicht den bei Motorsport-Fans beliebten Nürburgring, sondern ein eindrucksvolles Gebiet im Naturpark Südeifel, genauer gesagt in Bollendorf direkt an der Deutsch-Luxemburgischen-Grenze, das auf 7 Kilometern für die ganze Familie spannende Geschichten bereithält.
Frisch auf!
So lautet der traditionelle Wandergruß in unserer Heimat, der Eifel, der zu Beginn einer jeden Wanderung ausgerufen wird. Los geht’s oberhalb des Waldhotels Sonnenberg, wo sich ein eindrucksvoller Hohlweg durch den Wald schlängelt. Dieser entstand jedoch nicht einfach so: Denn die Bewohner der Gegend schleiften jahrhundertelang schwere Sandsteinblöcke und Holzstämme aus dem Wald ins Tal, sodass eine tiefe Rinne entstand, die heutzutage als Wanderweg genutzt wird. Schon nach der ersten Kurve gelangt ihr zu einem dicken Stein am Wegesrand. Was zunächst unscheinbar anmutet, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als spannendes Naturspektakel: Denn hier schlängelt sich eine rötliche Ader quer durch den Stein – es handelt sich um Eisenerz, einen wichtigen Rohstoff, der bis vor einigen Jahrzehnten auch in unserer Region am Ufer der Sauer zur Eisengewinnung genutzt wurde. Wer an dieser Stelle einmal nach oben schaut, bekommt zudem einen Affen zu sehen. Ja, richtig gehört! Denn einige sehen in der eindrucksvollen Felsenkonstellation einen seitlich dreinblickenden Primaten – der Name des Steines war daher schnell gefunden: Affenkopf. Aber zugegeben: Etwas Fantasie ist hierbei schon gefragt!
Auf zu den mystischen Felsen
Wer den Wanderweg weitergeht, gelangt schon bald zum Namensgeber des Weges: der Grünen Hölle. Eine dunkle Kluft offenbart sich zwischen meterhohen Felsen. Bis nach unten gelangt kaum ein Sonnenstrahl – entsprechend kalt ist es auch in der „Hölle“. Das dunkle Grün auf den Felswänden sticht jedoch sofort ins Auge und offenbart eine artenreiche Fauna aus Algen, Flechten und Moos, die nur dank des nassen, felsigen Sandstein-Untergrundes entstehen konnte. Wo andere Pflanzen durch das fehlende Sonnenlicht eingehen würden, fühlen sich diese anspruchslosen Arten pudelwohl.
Der Eulen-Horst: Brutstätte in luftiger Höhe
Nicht nur pflanzlich hat die Grüne Hölle einiges zu bieten, denn schon nach wenigen Metern gelangen Wanderer zum nächsten Highlight der Tour: dem Eulen-Horst. Wie es der Name bereits verrät, hatten hier auf den Felskuppen bereits viele Eulen ihren Horst, unter anderem auch der bedrohte Uhu. Auch heute noch zählt der Naturpark einige Uhu-Paare zu seinem Tierreich. Doch nicht nur Eulen, auch eine weitere bedrohte Tierart macht es sich gerne im Eulen-Horst gemütlich: der Wanderfalke. Als eines der schnellsten Tiere der Welt ist es zugegeben nicht ganz leicht, einen Blick auf den imposanten Jäger der Lüfte zu erhaschen, doch mit etwas Glück und Geduld bekommt auch ihr eines der Exemplare zu Gesicht. Haltet am besten die Augen offen: Denn der Eulen-Horst ist ebenso Heimat für einige Fledermaus-Arten und Feuersalamander, die auf der Suche nach Nahrung blitzschnell durch die Felsspalten huschen.
Alte Grenzsteine von Anno Tubak
Weiter geht die Wanderung – vorbei an der Kreuzlay, einem tollen Aussichtspunkt und dem idealen Ort für eine Pause. Auf 385 Höhenmetern schmeckt ein kleiner Snack doch gleich doppelt so gut. Mit neuer Energie führt der Wanderweg nun zu einem sehr bekannten Naturdenkmal im Naturpark Südeifel: dem Maria-Theresien-Stein. Zwei eingemeißelte Kreuze und Wappen finden sich auf diesem. Sie versetzen uns zurück ins 18. Jahrhundert, als die Region unter der Herrschaft von Maria-Theresia, Kaiserin im heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und Herzogin von Luxemburg, stand. Sie führte als erste Herrscherin ein Kataster ein, ließ also ihre Ländereien genau vermessen. Der Maria-Theresien-Stein ist ein Überbleibsel dieser Zeit und als erster seiner Art besonders prunkvoll gestaltet. Die Wappen geben dabei Aufschluss über die jeweiligen Eigentümer der Ländereien: Auf der einen Seite der Doppeladler als Zeichen Maria-Theresias, auf der anderen Seite das Wappen der Grafschaft Vianden.
Geistlicher Beistand nach knapp der Hälfte
Gegen Ende unserer Wanderung gelangen wir an einen weiteren speziell geformten Felsen. Und auch bei diesem wurde der Name ganz einfach dem Aussehen der Steine angepasst: Es handelt sich hierbei um den Predigtstuhl, der in die Höhe ragend an eine Kanzel erinnert. Vollkommen alleine steht der Felsturm im Wald – doch das war nicht immer so. Denn eigentlich gehörte der Gigant zu einer ganzen Felswand. Doch gegen Ende der letzten Eiszeit drang vermutlich Schmelzwasser in die Felskonstellation ein, gefror, dehnte sich aus und sprengte den Turm aus der Felswand. An vielen Stellen des Naturparks Südeifel findet sich dieses Phänomen, durch das Naturgeschichte auch 12.000 Jahre später immer noch sichtbar gemacht werden kann.
Die Muhmenlay – ein Mythos, der bis heute anhält
Nur kurze Zeit später erreicht der Wanderweg eine weitere mythische Stelle: die Muhmenlay. Hier soll der Sage nach eine alte Kräuterhexe in einer kleinen Höhle gelebt haben, deren Geist auch heute noch durch die Wälder streift. Vor rund 300 Jahren konnten die Bollendorfer hier wohl allerlei Heilkräuter und Elixiere gegen Beschwerden aller Art und für die „ewige Jugend“ erwerben. Vorbei an der Lingelslay, einem Aussichtspunkt mit wundervoll weitem Blick, erreicht der Weg nun wieder seinen Ausgangspunkt. Die Tour ist zu Ende – Zeit für ein erfrischendes Bitburger oder ein alkoholfreies Bitburger 0,0%. Wohlverdient nach 223 anstrengenden Metern Auf- und Abstieg!
Unser Fazit:
Die Grüne Hölle ist ein tolles Ausflugsziel für Kinder und Erwachsene, das Spannendes über die Natur und die Geschichte des Naturparks Südeifel, der Heimat unseres Siegelhopfens, bereithält. Ladet euch am besten die frei verfügbare Audiotour (Link zu: https://www.eifel.info/wandern/wanderwege/a-audiotour-gruene-hoelle) herunter, bei der euch echte Bollendorfer Urgesteine und ausgewiesene Experten noch viel mehr über ihre Grüne Hölle erzählen. Oder wisst ihr bereits, warum das Gebiet auch bei Schmugglern besonders beliebt war?
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