Wo Bier aus Brunnen fließt

Katharina Dehnke

19.09.2019 · 5 Min. Lesezeit

Wie alles begann

Bereits Mitte der 1930er Jahre kam dem damaligen Kreisleiter und Bürgermeister von Bitburg, Ernst Diedenhofen, die Idee, in der Bierstadt einen Bierbrunnen nach Vorbild der Weinbrunnen an Mosel und Rhein zu errichten. Professor Carl Burger, Gründer und Direktor der Steinmetz-Fachschule in Mayen, erhielt den Auftrag, einen Entwurf zu fertigen. Er galt als ausgewiesener Fachmann, hatte er doch u. a. den Koblenzer Schängelbrunnen, den Zeller Schwarze Katz-Brunnen und den Studentenbrunnen in Bonn erschaffen.

Den Entwürfen wurde zugestimmt und Burger begann mit den Arbeiten am Brunnen. Als Fertigungsmaterial wählte er Mayener Basaltlava, da Kreisleiter Diedenhofen aus Mayen stammte. Dort hatte die Basaltsteinindustrie, von der nahezu ganz Mayen und Umgebung lebte, eine besonders schwere Krise hinter sich. Die Kosten von 6.000 Reichsmark übernahm die Bitburger Brauerei. 1937 war es schließlich soweit: Der Bitburger Bierbrunnen fand auf dem Marktplatz Aufstellung, gegenüber dem Brauereiausschank „Zum Simonbräu“.

"Beda bibebat aquam cerevisiam ante Simonis"

Bitburg trank Wasser bevor Simon braute sein Bier – dies ist die Übersetzung eines der bekanntesten Sprüche, der die aus der Mitte des Brunnens herausragende Säule ziert. Zusätzlich wird in künstlerisch ausgeführten Reliefbändern die Zubereitung des Bieres seit ältesten Zeiten dargestellt, die durch weitere Sinnsprüche ergänzt werden: „Wie wir weinen täten, wenn wir kein Bier nicht hätten“ und „Hopfen und Malz – Gott erhalt`s!“

Bier aus dem Bierbrunnen?

Zur Einweihung war die ganze Stadt auf den Beinen und feierte ein fröhliches Fest. Und die Bitburger Brauerei machte ihrer Heimatstadt den Brunnen zum Geschenk. Aber was wäre ein Bierbrunnen ohne Bier? Tatsächlich gaben die Wasserspeier – anfänglich noch einfache Röhrchen – nicht nur Wasser preis, sondern zu besonderen Anlässen floss auch köstliches Bitburger Pils. Ermöglicht wurde diese damals kleine Sensation durch eine Bierzuleitung an einem der vier Wasserspeier. Dafür wurde das benötigte Bierfass neben dem Brunnen versenkt. Der Bitburger Bierbrunnen ist damit wohl der weltweit einzige Bierbrunnen, der auch tatsächlich frisches Bier spendet. Ein Umstand, der viele Menschen nach Bitburg zog und daher eine willkommene Werbung für die Bitburger Brauerei und die Stadt Bitburg darstellte.

Ein neuer Standort

1959 beendete die Brauerei den Bau des neuen Sudhauses Ecke Römermauer/Brauereistraße. Damit erhielt auch der Bierbrunnen einen neuen Standort: Er wechselte die Straßenseite und befindet sich seither auf dem kleinen Platz an der Frontseite des mittlerweile „alten Sudhauses“. Der Umzug des Bierbrunnens brachte eine geringfügige Änderung mit sich. Die Säule wurde um ein Reliefband und eine neue Spitze erweitert. Damit das Bier auch hier fließen konnte, richtete die Brauerei unterhalb des Sudhauses einen Raum für Bierfässer ein. Eine tadellos funktionierende Bierzuleitung ermöglicht bis heute immer wieder außergewöhnlichen Pilsgenuss zu besonderen Anlässen.

Übrigens…

Die „alte“ Spitze des Bitburger Bierbrunnens ist über Umwege in das örtliche Kreismuseum gelangt. Ob sie infolge kriegsbedingter Beschädigungen nach dem Zweiten Weltkrieg der Trümmerbeseitigung zum Opfer fiel oder erst infolge des Standortwechsels dem neuen Reliefband und der neuen Spitze weichen musste und zusammen mit anderem Bauschutt beseitigt wurde, ist heute nicht mehr genau zu klären. Fest steht aber, dass der heutige Leiter des Kreismuseums, Burkhard Kaufmann, Mitte der 1980er Jahre bei Wegebaumaßnahmen auf der Ewener Flur südlich von Bitburg-Matzen zufälligerweise diese Spitze fand – ohne zu wissen, um was für einen besonderen Stein es sich hier handelte – und ihn mitnahm.

Einige Jahre als unbekanntes Objekt im Kreismuseum lagernd, konnte ein weiterer glücklicher Umstand seine Identität klären. Denn wiederum zufällig fiel dem Leiter des Kreismuseums eine alte Ansichtskarte in die Hände, die den Bierbrunnen mit ursprünglicher Spitze auf dem Marktplatz abbildete. Seit der Eröffnung des „neuen“ Kreismuseums im Jahr 1998 kann diese Spitze dort besichtigt werden.

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